Gastblog - Leserbrief: "Wenn es unser Schicksal ist zu sterben, dann ist es so" von Juliane von Mittelstaedt und Malak Tantesh, SPIEGEL 39/2025, S. 58/59
- S.Hüber
- 28. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Sehr geehrte Frau von Mittelstaedt,
sehr geehrte Frau Tantesh,
sehr geehrte Redaktion des SPIEGEL,
mit großer Aufmerksamkeit habe ich Ihren Bericht über Gaza-City, der auf nicht überprüfbaren Lippenberichten Ihrer Informanten basiert, gelesen und mich gefragt: Aus welchem Gaza-City berichten Sie eigentlich? Warum kommen da so viele alltägliche Realitäten bei Ihnen nicht vor? Und warum stellen Sie Ihren Informanten nicht einfachste, einleuchtende Fragen?
Und um ehrlich zu sein: Ihre Art tendenziöser Weglass-Journalismus, die ganze Konotation der jüngsten Berichterstattung des SPIEGEL zu Gaza und #Israel ist inzwischen unerträglich und zum Ausspeien, Sie haben nach meiner Meinung jede journalistisch gebotene Objektivität und Distanz zu den Propaganda-Narrativen der propalästinensischen Bubble fahren lassen.
Warum?
Während man auf Telegram unschöne Videos der Hamas sehen kann, wie sie kaltblütig auf offener Straße in Gaza-City Menschen exekutiert, die sie der Kollaboration mit Israel verdächtigt und andere Menschen brutal foltert, während die Führung der über 2.000 verbliebenen Hamas-Terroristen in Gaza-City sich öffentlich berühmt, tausende Sprengfallen, Hinterhalte, Scharfschützenstellungen in den Wohnhäusern, Moscheen, Bibliotheken, Universitätsgebäuden, Krankenhäusern der Stadt angelegt zu haben und die kriegsverbrecherisch festgehaltenen Geiseln (darunter mit Tamir Nimrodi, Ziv Berman, Alon Ohel, Rom Braslavski, Itay Chen, Tamir Adar und Gali Berman sieben Deutsche!) an verschiedenen Punkten der Stadt gefangen zu halten, um sie im Zweifel zu ermorden, ließt man von diesem sehr realen und mörderischen Gaza-City in Ihrem Beitrag nicht ein Wort.
Gewaltsame Verhinderung der Flucht der Bewohner aus der Stadt durch Hamas? Ihnen keine Silbe wert. Telegram quilt über vor Videos von bewaffneten Hamas-Leuten auf gekaperten Hilfsgüter-Lastern durch Gaza-City brausend - davon im SPIEGEL keine Zeile. Scharfschützenstellung der Hamas im Haus oder Nachbarhaus der Interviewpartner? Uninteressant für #SPIEGEL-Reporter.
Haben Sie mit Ihren zwei fragwürdigen Interviewpartnern, deren merkwürdige Geisteshaltung schon im Wort „Besatzungsmacht“ für einen seit 2005 bis zum antisemitischen Massenmord 2023 „judenfreien“ Landstrich klar wird, auch darüber gesprochen, wie sie die alltägliche Präsenz der Hamas und des #Islamischen Dshihad in der Stadt, deren Verteidigungsaktivitäten, die Verminung von zivilen Wohnhäusern, Einrichten von Scharfschützenstellungen in der Nachbarschaft, Etablierung von Aufklärungstechnik auf den Dächern ziviler Wohnblöcke und Freisetzung der Terrortunnel-Eingänge im eigenen oder benachbarten Mietshaus wahrnehmen? Was sie zur Kaperung von über 80 Prozent der Hilfslieferungen durch Hamas, die eigentlich kostenlos abzugeben wären, aber von Hamas gegen horende Preise verkauft werden, sagen? In Ihrem Text ist nichts von dieser Alltagsrealität von Gaza-City enthalten, es hat Sie vermutlich auch gar nicht interessiert, weil es Ihr für Ihren Artikel vorgefertigtes Kopfbild nicht gespeist hat.
Sie, sehr geehrte Frau von Mittelstaedt, sehr geehrte Frau Tantesh, schaffen es tatsächlich, ein Human-Touch-Zerrbild von Gaza-City ganz ohne die Präsenz der islamistischen Massenmörderbande zu zeichnen. Deren Agieren in der Stadt, deren grausamer und unmenschlicher (palästinensischer) Entschluss, lieber die eigene Bevölkerung zum „Märtyrertum“ zu verurteilen und verrecken zu lassen, als aus Gnade vor den eigenen Leuten die Waffen zu strecken, ist Ihnen weder eine Zeile noch eine Nachfrage bei Ihren Informanten wert - und degradiert Sie damit zu Propagandisten.
Ihr übler Weglass-Journalismus wird gekrönt durch Ihre Behauptung, ein Geiseldeal wäre nicht zustande gekommen, „weil Israel sich nicht zu einem Ende des Kriegs verpflichten wollte“. Sie wissen, dass das gelogen ist: Israels Regierung wollte (wie auch die US-Regierung) ein sofortiges Kriegsende - durch die ohnehin unausweichliche Kapitulation der Hamas und deren Abzug ins Ausland wie weiland die PLO aus Beirut, die Islamisten waren dazu nicht bereit und wollen lieber wie einst die Nazi-Clique 1945 in Berlin den Krieg bis zum kompletten Untergang fortsetzen statt zu kapitulieren, koste es die eigene Bevölkerung, was es wolle. Sie hätten schreiben müssen, Israel wollte kein Kriegsende zu unannehmbaren Hamas-Konditionen, nämlich dass diese politisch und militärisch weiter das Sagen in Gaza hätte. Das haben Sie nicht getan und damit durch Weglassen Ihr Publikum ein häßliches Stück weit angelogen.
Diese Lüge durch Weglassen, sehr geehrte Frau von Mittelstaedt, sehr geehrte Frau Tantesh, mache ich Ihnen zum echten Vorwurf der Verletzung Ihrer journalistischen Sorgfaltspflicht: Sie berichten unvollständig, unausgewogen und letztlich auch sachlich falsch.
Selbstverständlich hätten Sie Ihre Informanten in #Gaza-City befragen können, wie es denn jetzt den Zehntausenden Kost- und Parteigängern der Hamas in der Stadt geht, die sich in der Verwaltung des Terrors seit 2007 fett gemacht hatten und jetzt wie weiland die NSDAP-Blockwarte zittern. Sie könnten nachfragen, wie es denn den seit 2007 zu Hause sitzenden und von Ramallah mit EU-Geldern ausgehaltenen Fatah-Leuten geht, die die Hamas-Diktatur in Gaza-City bisher knapp überlebt haben und sich auf das Abschütteln der Muslimbruderschaft freuen oder auch nicht. Sie könnten sich auch dem fröhlichen Strandleben von Gaza-City widmen, dass - Krieg hin oder her - eben auch zur Realität der Stadt im Krieg gehört.
Aber all das interessiert Sie nicht, Sie wollen nicht über die komplexe Realität in der Stadt Gaza berichten, sondern lieber ein durch Weglassen melodramatisch orchestriertes und vorgefertigtes Zerrbild zeichnen. Applaus haben Sie dafür nicht verdient, sorry.
Mit freundlichen Grüßen
S.Hüber




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